Briefe aus Deutschland

Kriegspresseamt, Briefe aus Deutschland
Kriegspresseamt, Briefe aus Deutschland, 1916
Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung Erster Weltkrieg, Signatur: 1917 D 131

Brie­fe aus Deutsch­land

Von unseren Feinden kommen sie. Von unseren spottenden, triumphierenden Feinden. […] Seht ihr sie nicht triumphieren, seht ihr sie nicht lachen und spotten, diese Feinde?

Kriegspresseamt, Briefe aus Deutschland, 1916

Spätestens ab 1916 wirkten sich die Seeblockade Großbritanniens sowie innenpolitische Fehler bei der Verteilung von Nahrung und anderen lebenswichtigen Gütern dramatisch auf das Leben der deutschen Bevölkerung aus. Lebensmittel waren rationiert oder vielfach überhaupt nicht mehr zu bekommen, und durch ausbleibende Kohlenlieferungen blieben viele Wohnungen und Häuser im Winter ungeheizt. Gleichzeitig verstärkte in großen Teilen der Bevölkerung der Eindruck, dass sie unter den Entbehrungen des Krieges besonders zu leiden hätten, während eine kleine Elite aus Wirtschaft, Militär und Politik immer reicher würde. Die Euphorie und Siegesgewissheit, wie es sie in einigen Städten im August 1914 gegeben hatten, waren verflogen. Zwei Jahre später ging es den meisten Menschen nur noch um das Überleben und Aushalten.

Diese Erfahrungen schlugen sich auch in den Briefen der Zivilisten in der Heimat, zumeist Frauen, an die Soldaten nieder. Frustration und Friedenssehnsucht sprachen aus diesen Zeilen, die aufgrund ihrer ungeheuren Menge nicht alle von der Zensur überwacht werden konnten.

Die alliierten Propagandastellen sahen in diesen Briefen eine geeignete Quelle, um den deutschen Soldaten die desolate wirtschaftliche Lages ihres Landes vor Augen zu führen. Gefallenen und gefangenen Soldaten wurden ihre Briefe abgenommen und diese nach geeigneten Stellen durchgesehen. Diese sogenannten Jammerbriefe wurden vervielfältigt und aus Flugzeugen und Ballons über den deutschen Linien abgeworfen.

Die deutsche Militärführung nahm diese Form der Propaganda so ernst, dass sie Auszüge aus den Jammerbriefen veröffentlichte und diesen einen Text voranstellte, in dem die deutschen Frauen aufgefordert wurden, keine Briefe dieses Inhalts mehr an die Soldaten zu verfassen. Gleichzeitig wurde den Frontkämpfern fortan verboten, im Falle eines Sturmangriffs persönliche Dinge bei sich zu führen.

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