Max von Oppenheim (1860-1946)

Foto: Max von Oppenheim
Max von Oppenheim, Foto, 1930
Bundesarchiv, Signatur: Bild 183-2009-0113-500

Max von Op­pen­heim (1860-1946)

Gott ist unermeßlich groß! […] Der Kalif des gesandten Gottes ruft euch, die ihr verstreut seid in den Ländern der Welt, zum Gihad!

Aus einem osmanischen Flugblatt in arabischer Sprache, nach 1915

Zu Beginn des Krieges griff der Diplomat und Hobby-Archäologe Max von Oppenheim (1860-1946) die schon länger diskutierte Idee auf, die Muslime im Nahen Osten, in Asien sowie in Nordafrika für den Krieg gegen die Alliierten zu gewinnen. Oppenheims Vorschlag: Der Herrscher des mit den Mittelmächten verbündeten Osmanischen Reiches, Mehmed V., sollte als Kalif aller Muslime (auch wenn er nicht von allen als solcher anerkannt war) den Heiligen Krieg gegen die Ungläubigen der Entente ausrufen.

Bereits im November 1914, kurze Zeit nach dem Kriegseintritt des Osmanischen Reiches, setzte der Kalif seine Zusicherung an den deutschen Kaiser um und verkündete den Heiligen Krieg der muslimischen Welt gegen die alliierten Staaten.

Im Herbst 1914 initierte und gründete Max von Oppenheim die Nachrichtenstelle für den Orient mit dem Ziel, die Kolonialsoldaten aus den Reihen der Entente auf die deutsche Seite zu ziehen. Wichtiger aber war den Propagandisten, in den islamischen Kolonien der Westalliierten in Nordafrika und sowie in Teilen von Indien eine revolutionäre Stimmung zu entzünden und Aufstände zu provozieren. Die Niederschlagung dieser Erhebungen, so das Kalkül, würde die Verlegung von Truppen nötig machen und somit das Gleichgewicht an den europäischen Fronten zugunsten der Mittelmächte verschieben.

So sollten durch Propaganda in Form von Flugblättern die muslimischen Soldaten an der Front zum Überlaufen bewegt werden. Muslimische Gefangene des Deutschen Reiches erhielten eine Vorzugsbehandlung. Für sie wurde ein eigenes Gefangenenlager eingerichtet, das sogenannte Halbmondlager in Zossen, in dem sie nach ihren Traditionen leben und essen konnten. Selbst eine Moschee wurde errichtet.

Nachrichtensäle, in denen Zeitungen, Flugschriften, Broschüren und Heeresberichte auslagen, sollten das Ansehen des Deutschen Reiches bei der osmanischen Bevölkerung und in den neutralen arabischen Ländern erhöhen. Um die Muslime in den Kolonien der Gegner zu erreichen, kam hingegen nur der Schmuggel von Flugblättern infrage. Und für die deutsche Bevölkerung, die der Idee eines Heiligen Krieges skeptisch gegenüberstand, wurde die Zeitschrift „Der Neue Orient“ gegründet, in dem die zeitgenössischen Kenntnisse über die islamische Welt vermittelt wurde.

Doch Oppenheims Plan ging nicht auf. Weder im Osmanischen Reich noch in der arabischen Welt erzeugte die Ausrufung des Jihad eine revolutionäre Stimmung gegen die Alliierten, und von einer Allianz aller Muslime unter türkischer Flagge konnte ebenfalls keine Rede sein. Stattdessen stellte sich viele der arabischen Führer an die Seite Großbritanniens, da sie sich hiervon Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erhofften.

Nach Ende des Kriegs zog Oppenheim sich aus dem politischen Leben zurück und widmete sich wieder seinen Ausgrabungen. Vor allem die Funde auf dem Siedlungshügel Tell Halaf sollten ihn als Archäologe berühmt machen.

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