Die Deutsche Bücherei stellt aus
Die Deutsche Bücherei stellt aus
Die unmittelbar nach Kriegsbeginn einsetzende Diskussion über die Frage, welche Aufgaben Archive, Bibliotheken, Museen und Ausstellungen in der deutschen Gesellschaft übernehmen sollten, widmete sich vor allem dem Problemkreis, welche Art von Präsentation für dieses historische Ereignis angemessen sei.
Eine Frage, die sich auch der Deutschen Bücherei stellte. Offenbar angeregt von den Aktivitäten des Deutschen Buchgewerbe- und Schriftmuseums in Leipzig, wollte auch sie den Weltkrieg auf der Grundlage ihrer Bestände präsentieren. Um das Verständnis für die Einrichtung zu fördern, wurde für die Eröffnung der Kriegsausstellung die Schlusssteinlegung für das neue Bibliotheksgebäude gewählt, die am 30. April 1915 stattfand.
Eingebettet in das Festprogramm des Börsenvereins zeigte die Bibliothek in der Zeit vom 30. April bis zum 15. Mai 1915 im Deutschen Buchhändlerhaus die ersten „bemerkenswerten“ Exponate aus ihrer Kriegssammlung. In 36 Vitrinen wurden als „Quellenmaterial ersten Ranges
“ (Otto Lerche, Die Kriegssammlung der Deutschen Bücherei. Kriegsausstellung, 1915) deutsche, österreichische und französische Proklamationen sowie von russischer oder deutscher Seite in Ostpreußen und Belgien plakatierte militärische Bekanntmachungen gezeigt. Auf großes Interesse stießen vor allem die Fliegerabwürfe und die von deutschen Truppen gedruckten Feldzeitungen.
Es bleibt unbekannt, welche Resonanz die erste Kriegsausstellung der Deutschen Bücherei in der Leipziger Bevölkerung fand. Freundlich kommentiert hieß es seinerzeit in der Presse: „Alles in allem ein lehrreicher Überblick über die Wirkung des Kriegs auf das deutsche Geistesleben
[…].“ (Berliner Tageblatt vom 07.05.1915)