Alltag und Freizeit an der Front
So hockt man im Unterstand und redet mit, um mitzureden, starrt vor sich hin, denkt sich mancherlei Verlockendes, träumt, spielt Karten und schlägt die Zeit tot, nachdem man sie zuvor dem lieben Gott gestohlen hat. Man versinkt stumm und langsam in den Stumpfsinn wie in einen dunklen, schweigenden Sumpf. […] der Dienst ist immer derselbe: Postenstehen, Grabenarbeiten, Gewehrreinigen, Belehrungen. […] Selbst so unerhörte Geschehnisse wie Granateinschläge, Feuerüberfälle, die bei den ersten Malen so tiefe Eindrücke machen und so erregend wirken, - sie verlieren an Stärke und verblassen. […] Das ist der Verblödungsvorgang, der Leierkasten des Stellungskampfes.
Franz Schauwecker, Das Frontbuch. Die deutsche Seele im Weltkriege, 1927
Das Leben jenseits des Kampfgeschehens war geprägt von Monotonie und Langeweile. Für viele der Soldaten waren Schlaf sowie Briefverkehr mit der Heimat der wichtigste Zeitvertreib, wenn der Kriegslärm um sie herum einmal für einige Tage verstummte.
Um sich die Zeit darüber hinaus angenehmer und kurzweiliger zu gestalten, griffen die Soldaten auf die ihnen aus der Friedenszeit bekannten Zerstreuungen zurück und schufen sich an und hinter der Front ihre eigene Freizeitgestaltung. Feldbuchhandlungen versorgten die Soldaten mit Literatur, Sportplätze dienten dem körperlichen Ausgleich nach dem tagelangen Ausharren in den engen Löchern und Gräben. Wettkämpfe sollten die Gemeinschaft fördern, und Kino sowie Theater brachten die neuesten Stücke und Filme an die Front.
Daneben florierte die Prostitution, und viele Soldaten betäubten die ständige Sorge um das eigene Leben sowie das Wohlergehen der Angehörigen durch exzessiven Alkoholkonsum.