Schreiben gegen den Krieg

Pazifismus in schwierigen Zeiten
Foto: Illustrierter Einband einer Ausgabe von 1914
Bertha v. Suttner: Die Waffen nieder! Volksausgabe, Berlin 1914
Deutsche Nationalbibliothek, Weltkriegssammlung, Sign. 1915 B 889

Schrei­ben ge­gen den Krieg

Pazifismus in schwierigen Zeiten

Der nächste Krieg, von welchem die Leute so geläufig und gleichmütig reden, der wird nicht Gewinn für die Einen und Verlust für die Anderen bedeuten, sondern Untergang für Alle.

Bertha von Suttner, Die Waffen nieder!, 1889

Heute gilt Erich Maria Remarques Roman „Im Westen nichts Neues“ als wichtigster Antikriegsroman der deutschen Sprache. Doch schon lange vor dem Ersten Weltkrieg gab es einen deutschsprachigen Bestseller über die Schrecken des Krieges. Er stammte von der österreichischen Pazifistin Bertha von Suttner, Mitbegründerin der Deutschen Friedensgesellschaft.
„Die Waffen nieder!“ erschien erstmals 1889 und erzählt die fiktionale Lebensgeschichte einer Frau, die durch Kriege zweimal zur Witwe und zugleich zur überzeugten Kriegsgegnerin wird. Damit wollte die Autorin besonders Frauen ansprechen, denen sie mehr Engagement in der Friedenssicherung zutraute als Männern. Tatsächlich waren später einige führende Akteurinnen der Frauenstimmrechtsbewegung auch in der Friedensbewegung aktiv, darunter Helene Stöcker, Anita Augspurg und Lida Gustava Heymann. Sie blieben aber eine Minderheit.

Das Werk wurde nicht nur in bürgerlichen Kreisen bekannt. Der Sozialdemokrat Karl Liebknecht ließ es als Fortsetzungsroman auch in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift „Vorwärts“ abdrucken. Allerdings kam es nie zu einer wirklichen Zusammenarbeit von Arbeiter- und bürgerlicher Friedensbewegung.

Zu Kriegsbeginn setzten massive Repressionen gegen die Friedensbewegung ein. Ihre Mitglieder wurden überwacht, ihre Publikationen zensiert, die Teilnahme an internationalen Kongressen war aufgrund von Ausreisebeschränkungen fast unmöglich. Führende Köpfe des deutschen Pazifismus emigrierten.

Bertha von Suttner musste das nicht mehr miterleben. Die Friedensnobelpreisträgerin von 1905 starb am 21.06.1914. Dennoch hat sie den Weltkrieg vorausgeahnt. Der Schriftsteller Stefan Zweig erinnerte sich in seinen Memoiren an eine Begegnung im Jahr 1913: „Sie kam ganz erregt auf mich zu. ‚Die Menschen begreifen nicht, was vorgeht‘, schrie sie ganz laut auf der Straße, so still, so gütig gelassen sie sonst sprach … ‚Es steht schlimmer als je, die Maschine ist doch schon im Gang.‘ Ich hatte, selbst beunruhigt, Mühe, sie zu beruhigen.“ (Stefan Zweig: Die Welt von gestern, Berlin 2013, S. 244 f.)

Weiterführende Internetquellen:

Hiltrud Häntzschel: Frauenfriedensbewegung, publiziert in: Historisches Lexikon Bayerns Frauenfriedensbewegung – Historisches Lexikon Bayerns (historisches-lexikon-bayerns.de) 17.08.2021

Lutz Walther / Levke Harders: Bertha von Suttner 1843-1914, in: Lebendiges Museum Online https://www.dhm.de/lemo/biografie/bertha-von-suttner/ 17.08.2021

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