Kriegsende und Novemberrevolution

Foto: Otto Haeckel: Demonstration in Berlin Unter den Linden; der Matrose Johann Marx mit roter Fahne, 9.11.1918
Otto Haeckel: Demonstration in Berlin Unter den Linden; der Matrose Johann Marx mit roter Fahne, 9.11.1918
Deutsche Nationalbibliothek, Signatur: SA 30310-24

Kriegs­en­de und No­vem­ber­re­vo­lu­ti­on

Das deutsche Gedächtnis kennt weder geköpfte Könige noch erschlagene Gauleiter, keine Straßenschlachten, keinen Bastillesturm oder siegreich durchgestandenen Verfassungskonflikt. Eher geniert bewahrt es die Erinnerung an eine halbherzige Erhebung und einen selbstquälerisch wankelmütigen Widerstand, alles in Jammer und Bitternis endend.

Joachim Fest, „Es gibt hier nichts zu schießen…!“, 1968

Zwei Millionen gefallene Soldaten, rund eine Million zivile Opfer und die Abtretung von mehr als einem Siebtel des Staatsgebiets lautet die Bilanz des verlorenen Ersten Weltkriegs für das Deutsche Kaiserreich. Die noch im Oktober 1918 beschlossene Parlamentarisierung vermochte die Abdankung des fürstlichen Führungspersonals nicht zu verhindern. Den unmittelbaren Impuls für die landesweiten Unruhen und die Bildung von Arbeiter- und Soldatenräten gab der Kieler Matrosenaufstand am 3. November. Der Übergang von einer monarchischen zu einer demokratischen Staatsform setzte mit der Ausrufung der Republik am 9. November ein und endete formal mit der Verabschiedung der Weimarer Verfassung am 11. August 1919.

Die sozialistischen Ideen dieser Umbruchszeit gelangten insbesondere aufgrund des Widerstands der SPD-Führung, die einen Bürgerkrieg befürchtete und anstatt Revolution auf Reformen setzte, nicht zur Umsetzung. So wurden die Aufstände der ersten Jahreshälfte 1919 mit Hilfe rechtsgesinnter Freikorps niedergeschlagen und die alten Eliten keineswegs vollständig entmachtet. Gemessen an ihren Zielen und Möglichkeiten erachteten etliche Beobachter des politischen Geschehens die Novemberrevolution als unvollendet und gescheitert. Eine dauerhafte Demokratisierung von Staat und Gesellschaft konnte nicht erreicht werden.

Weiterführende Internetquellen:
Andreas Wirsching: Die paradoxe Revolution 1918/19, in: Bundeszentrale für politische Bildung, 18.08.2017
Dieter Langewiesche: 1848 und 1918 - zwei deutsche Revolutionen, in: Friedrich-Ebert-Stiftung, 18.08.2017

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