Rheinlandbesetzung und die Kampagne gegen die „Schwarze Schmach“

Plakat: Aufruf der alliierten Militärbehörde
Aufruf der alliierten Militärbehörde
Deutsche Nationalbibliothek, Signatur: Nov.9.2.27

Rhein­land­be­set­zung und die Kam­pa­gne ge­gen die „Schwar­ze Schmach“

Bereits das Waffenstillstandsabkommen vom 11. November 1918 beinhaltete die Stationierung amerikanischer, französischer, belgischer und britischer Truppen auf der linken Rheinseite sowie auf einigen rechtsrheinischen Brückenköpfen. Außerdem war eine entmilitarisierte Zone an der Grenze zu Frankreich vorgesehen. Der Versailler Vertrag schrieb die Rheinlandbesetzung dann auf fünfzehn Jahre fest. (Letztlich dauerte sie bis 1930.) Zum einen sollte Frankreich vor einem künftigen Angriff geschützt werden. Zum anderen sollte die Besatzung die Zahlung der deutschen Reparationen sichern.

Im Unterschied zu den anderen Alliierten setzte Frankreich auch Soldaten aus seinen Kolonien im Rheinland ein. Diese Kolonialtruppen aus Nord- und Westafrika sowie Madagaskar und Indochina riefen besondere öffentliche Empörung hervor. Obwohl sie nur etwa 30 % der französischen Besatzungssoldaten stellten und sich „nicht überdurchschnittlich viele Gewalttaten zuschulden kommen ließen“ (Christian Koller, „Von Wilden aller Rassen niedergemetzelt“, 2001), richtete sich eine breite, von rassistischen Argumenten getragene Kampagne gegen die angebliche Schwarze Schmach am Rhein.

Von 1920 bis 1923 erschienen zahlreiche Pamphlete, Zeitungsartikel, sogar Romane und Dramen zum Thema. Teilweise erreichten sie mehrere Auflagen. Es gab Versammlungen und Vorträge in vielen deutschen Städten. Auch die Nationalversammlung formulierte ihren Protest.

Eine der kursierenden Schauergeschichten fand Eingang in Klaus Manns Kindheitserinnerungen: „Es handelte sich um einen Marokkaner, der angeblich nicht nur Dutzende von Jungfrauen und Knaben vergewaltigt hatte, sondern auch noch – Höhepunkt der Verderbtheit! – eine schmucke Stute, einziger Besitz eines ehrlichen Bauerngeschlechts. Diese absurde Erfindung verfolgte mich Jahre hindurch ...“ (Klaus Mann, Wendepunkt, 1952)

Weiterführende Internetquellen:
Iris Wigger: Schwarze Schmach, in: Historisches Lexikon Bayerns, 27.06.2017
Gerd Krumeich: Die Rheinlandbesetzung, in: Bundeszentrale für politische Bildung, 27.06.2017
Martin Schlemmer: Die Rheinlandbesetzung, in: Portal Rheinische Geschichte, 27.06.2017

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