Kriegsanleihezeichnungen und Spendenaufrufe

Plakat: Die beste Sparkasse: Kriegsanleihe
Louis Oppenheim, Die beste Sparkasse: Kriegsanleihe!, Plakat, 1918
Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung Erster Weltkrieg

Kriegs­an­lei­he­zeich­nun­gen und Spen­den­auf­ru­fe

Und wenn ein großer Zeppelin über London fliegt und eine schwere dicke Bombe abwirft auf die Londoner Bank […] oder wenn ein U-Boot einem feindlichen Munitionsdampfer eine Granate in den schwarzen Bauch jagt, […] dann schlägst du mit der Faust auf den Tisch und sprichst: Da habe ich mitgeholfen, Bomben und Granaten half ich bezahlen.

Heinrich Baumann, Willst du Kriegsanleihe zeichnen? Flugblatt der Dorfkirche Nr. 6, 1916

Das Deutsche Reich finanzierte einen großen Teil seiner Kriegskosten durch die insgesamt neun Kriegsanleihen, die zwischen 1915 und 1918 herausgegeben wurden. Insgesamt ergaben die Anleihen ein Volumen von 98 Milliarden Mark. Die Verzinsung war mit fünf Prozent recht hoch angesetzt und sollte wie der aufgenommene Betrag selbst durch Reparationen der besiegten Kriegsgegner bezahlt werden.

Die offizielle Propaganda und Zensur begleiteten die halbjährlichen Ausgaben der Kriegsanleihen. So sollten Kritik an dieser Art der Kriegsfinanzierung sowie Zweifel an der Sicherheit der Papiere unterdrückt werden. So genannte instruierte Vertrauensmänner, wie Lehrer, Geistliche, Gemeindevorsteher und Beamte der Sparkassen, warben in Vorträgen und persönlichen Gesprächen für das Zeichnen der Anleihen, das wie die Spendenbereitschaft zum Gradmesser der inneren Geschlossenheit und des Siegeswillens der deutschen Gesellschaft wurde.

Im Herbst 1916 jedoch, nach Ausgabe der fünften Anleihe, ging die Zahl der Zeichner von vormals 5,2 Millionen auf 3,8 Millionen zurück. Vor allem Sparer mit kleineren Einkommen hatten sich dieses Mal deutlich zurückgehalten. Die verhältnismäßig geringe Beteiligung wurde auf das Wirken der gegnerischen Propaganda sowie umlaufende Gerüchte über die Sicherheit der Anleihen zurückgeführt.

Deshalb wurde die sechste Kriegsanleihe im Frühjahr 1917 mit einem beispiellosen propagandistischen Aufwand eingeführt. Zeitungsartikel, Diavorträge und Sachfilme versuchten zunächst die Bevölkerung im Vorfeld der Ausgabe von der Solidität der deutschen Finanzpolitik zu überzeugen. Durch Pressearbeit und Vertrauensmänner sollte das Vertrauen der Menschen in die Kriegsanleihe wieder gestärkt werden.

Neu war hingegen der massive Einsatz von Bildplakaten. Mehr als  1,4 Millionen Plakate verschiedener Formate warben an Litfaßsäulen, in Straßenbahnen, Bussen, U-Bahnen, in Behörden, Wartesälen und an Fahrkartenschaltern für die Anleihe.

Die Kampagne zeigte einen großen Erfolg. Mehr als sieben Millionen Menschen zeichneten die Anleihe und brachten somit über 13 Milliarden Reichsmark zusammen. Für die Verantwortlichen war mit dem Bildplakat ein Mittel gefunden, die Deutschen zur weiteren finanziellen und ideellen Unterstützung der Kriegsanstrengungen zu motivieren. Zugleich markierte diese Kampagne die Abkehr von der traditionalistischen Propaganda, die auf Sachvermittlung durch Mittelsmänner setzte, hin zu modernen Formen der Beeinflussung durch moderne visuelle Medien, wie Film und Plakat. 

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