Kriegspropaganda in Kinder- und Jugendbüchern

Titelblatt: Otto Friedrich, Hans der Flieger
Otto Friedrich, Hans der Flieger, Titelblatt, 1916
Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung Erster Weltkrieg, Signatur: 1916 B 9044

Kriegs­pro­pa­gan­da in Kin­der- und Ju­gend­bü­chern

Blaue Röcke, rote Hosen. Haut die Kerls! Es sind Franzosen. Kurze Röckchen, nackte Knie. Schotten sind´s, drum drauf auf sie.

Adolf Holst, Im Feindesland, ca. 1914

Neben der Schule, den Hilfsdiensten in der Heimat und den vormilitärischen Übungen der Jugendpflege wurden die Kinder und Jugendlichen in ihrer Freizeit durch entsprechende Jugendliteratur propagandistisch manipuliert, die den Krieg als großes Abenteuer und männliche Bewährungsprobe darstellte.

Malbücher für die Kleinsten gaben den Kindern Feindbilder vor. Umgestaltete Märchenbücher wie der Kriegsstruwwelpeter stellten die Gegner der Mittelmächte als blutrünstig, neidvoll und feige dar. Lesebücher für Jungen erzählten von jugendlichen Freiwilligen, die alles taten, um an die Front zu gelangen, und von anderen, die zu Hause bleiben musste und ihre ganze Kraft in gemeinnützige Arbeit steckten.

Den Mädchen wurden in der Jugendliteratur Geschlechterrollen gezeigt, die vor dem Krieg bereits infrage gestellt worden waren: Als werdende und erwachsene Frauen sollten sie den Verlust männlicher Familienmitglieder klaglos und stolz hinnehmen sowie durch Dienste in der Heimat ihrerseits zum Gelingen des Krieges beitragen.

Daneben erhofften sich die Propagandisten, durch die Kinder als Mittler auch die Eltern zu erreichen. Kinder sollten die propagandistischen Botschaften in das Elternhaus tragen und die Erwachsenen ihres direkten Umfeldes beispielsweise zur Zeichnung von Kriegsanleihen anhalten. Bücher wie der Kriegsstruwwelpeter oder das Lustige Kriegsbilderbuch enthielten zu den Abbildungen jeweis einen kurzen Text, der an Erwachsene gerichtet war und von erklärt werden musste. So wurden auch den Eltern immer wieder die gängigen Inhalte der deutschen Propaganda vermittelt.

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