Der Krieg im Schulunterricht

Titelblatt: Karl Weitzel, Kriegsdiktate
Karl Weitzel, Kriegsdiktate zu den Paragraphen der Regeln für die deutsche Rechtschreibung, Titelblatt, 1918
Deutsche Nationalbibliothek, Sammlung Erster Weltkrieg. Signatur: 1918 B 3108

Der Krieg im Schul­un­ter­richt

Hilf uns Deutschen, lieber Gott, gib uns Milch und Butterbrot. Doch der Feind im Schützengraben soll von alledem nichts haben. Mach, daß unsre Truppen siegen, daß wir wieder schulfrei kriegen.

Gertrud Kopp-Röhmhildt, Für unser Kriegskind, 1916

Zu Beginn des Krieges gingen nur verhältnismäßig wenige Direktiven von den Kultusministerien aus, die eine Anpassung des Lehrplans an den Krieg forderten. Dies war auch gar nicht nötig. Wie zahlreiche Intellektuelle und Künstler, so nahmen auch viele Lehrer freiwillig die Propaganda vom gerechten Verteidigungskrieg auf und begannen, den Unterrichtsstoff auf den Krieg zu beziehen. Erst ab 1916 häuften sich die behördlichen Anweisungen, in welcher Form der Krieg in der Schule zu behandeln sei.

So stand im Deutschunterricht die Erziehung der jungen Menschen zu "Persönlichkeiten [an], die Deutsch sind bis ins Mark ihrer Knochen." Die Schüler erzählten in ihren Aufsätzen von den Taten deutscher Militärführer, vom Heldentod des Onkels oder ihren eigenen Leistungen an der Heimatfront, mit denen sie ihren Beitrag zum Gelingen des Krieges leisten wollten.

Im Mathematikunterricht standen die Millionen und Milliarden für gezeichnete Kriegsanleihen, bezifferten die Hunderter oder Tausender kriegsgefangene Gegner, beschrieben die Meter oder Kilometer Geschossweiten und beschrieben Gramm oder Kilogramm die rationierten Lebensmittel.

Und auch der Turnunterricht spielte eine wichtige Rolle bei der Einstimmung der jungen Männer auf den Krieg. Ertüchtigungsmärsche, Sprungübungen über Hecken, Gebüsche und Gräben sowie Ruderwettkämpfe imitierten die körperlichen Strapazen des Frontdienstes und sollten die jungen Männer körperlich abhärten. Ein klassisches Spiel des Sportunterrichts wie Völkerball hieß nun Kriegsball und wurde nicht mehr zwischen Schülern, sondern Deutschen und Österreichern auf der einen und Franzosen, Engländern und Russen auf der anderen Seite ausgetragen.

Daneben wurden so genannte Kriegsstunden eingerichtet. Diese wurden außerhalb des Unterrichts abgehalten und beinhalteten typischerweise das Singen patriotischer Lieder, Berichte über die aktuelle militärische Lage, Vorträge durch Schüler unterer Klassen sowie das Rezitieren selbst verfasster Kriegsgedichte durch Schüler höherer Klassen.

Galerie